Meteoblue sagt für heute eine Kaltfront mit Regen und Gewittern zwischen 9:00 und 15:00 Uhr voraus. Wir stellen den Wecker auf 4:00 Uhr morgens, mit dem Plan, vor dem Eintreffen der Front die Portella d› Engorgs auf 2691 m Höhe passiert zu haben und das Refugi J. Forch i Girona zu erreichen und hier im Trockenen die Wetterbesserung abzuwarten.
Wir sind um 5:00 abmarschbereit, aber früher als vorausgesagt, tritt Blitz und Donner sowie der Regen ein. Zurück in den Schlafsack und weiterschlafen! Um 8:30 klart es ein wenig auf, trocken erreichen wir die Passhöhe, bevor stürmischer Wind uns den Eisregen äusserst unangenehm ins Gesicht peitscht. Auch in den Pyrenäen ist im Hochgebirge mit allen unwirtlichen Bedingungen zu rechnen, auch im Hochsommer. Der Abstieg ist äusserst steil und geröllig, braucht extreme Vorsicht.
Nach fünfundvierzig Minuten erreichen wir die Selbstversorgerhütte und sind im Trockenen, um uns aufzuwärmen. Wir haben es uns knapp gemütlich gemacht, tröpfeln nach und nach ca. 20 Jugendliche eines Lagers mit ihren zwei Leiterm pudelnass und vor Kälte schlotternd in die kleine Hütte. Eines der 14-jährigen Mädchen (alle in knappen Shorts und die meisten ohne wärmenden Pulli) erleidet eine Hypothermie. Die jungen Leiter sind ziemlich hilflos, haben kein erste Hilfeset und keine Möglichkeit ein warmes Getränk zu kochen. Wir überblicken die Situation, organisieren, dass sich zwei Mädchen eng an das hypothermische Mädchen legen und decken alle mit unserer Rettungsdecke zu. Es dauert ewig lange (1,5h), aber langsam erholt sich das Mädchen, kann wieder sprechen und lachen. «Thank you, thank you».
Um halb drei hat sich die Sonne durchgesetzt, es weht jedoch immer noch ein stürmischer, böiger Wind. Wir nehmen den restlichen Abstieg Richtung Refugi de Mainiu in Angriff.
Im Verlauf des Abstiegs wird das Vall de Cerdanya ersichtlich. Dies ist mit 38km Länge und 8km Breite das grösste Tal der Pyrenäen und erstreckt sich auf beiden Seiten der Grenze. Durch seine Ost-West-Ausrichtung ist das Hochtal die sonnigste und trockenste Gegend der Pyrenäen. Puigcerdà, die Hauptstadt der Cerdana, ist unser morgiges Ziel.
Diese Nacht verbringen wir erneut an einem einsamen Plätzchen im Zelt.
12 km / 1000 m 📈 / 900 m 📉 / ⛈